Nachwuchs bei den Wasseramseln

Während viele Vögel erst daran sind ihre Nistplätze zu beziehen, sind die Wasseramseln in meiner Nähe schon damit beschäftigt ihren Nachwuchs satt zu kriegen.

Vogelfotografie am Nest ist eine heikle, verantwortungsvolle Tätigkeit. Verscheucht man die Altvögel vom Nest, kann es schnell sein, dass der „immerhungrige“ Nachwuchs Schaden nimmt. Auch deshalb suche ich Bilder von Vögeln am Nest nicht. Wenn ich aber, wie heute, mehr zufällig zu so einer Gelegenheit komme, sage ich auch nicht nein. Das ging so: Ich hatte noch einen halben Nachmittag Zeit, das Frühlingserwachen mit der Kamera zu erleben, also nichts wie raus. Weil das aber ganz viele Menschen (die meisten ohne Kamera) taten, sprang bei mir der Funke nicht so richtig. Mit einem 4,0/500mm fällt man mehr auf, als mir lieb ist. So stand ich kurz etwas unschlüssig auf dem Beobachtungsturm, bis mir auffiel, wie streng die Wasseramseln hinter mir hin- und herfliegen. Endlich bemerkte ich auch das zarte aber energische Piepen, jedes Mal wenn die Vögel zum nahen Stauwehr flogen. Da wurde mir endlich klar; die Wasseramseln haben Nachwuchs. An besagtem Stauwehr spazieren jedes Wochenende hunderte Menschen vorbei und trotzdem scheint die winzige Nische in einer Mauer für Wasseramseln attraktiv zu sein. Schon mehrere Jahre konnte ich sie dort beobachten. So postierte ich mich direkt am Spazierweg, versuchte die schrägen Blicke der Spaziergänger zu ignorieren oder beantwortete freundliche Fragen. Die Altvögel reagierten zwar vorsichtiger, liessen sich aber nicht von der Arbeit abhalten. Als die Kadenz der Anflüge gefühlt abnahm, zog ich mich zurück.

Ich hatte ja gelegentlich das Gefühl, Vater von Menschenkindern zu sein, sei ab und zu anstrengend. Den unermüdlichen Eltern der Wasseramseln zuzusehen relativierte dies aber. Mir bleibt unklar, wie sie im momentan trüben Wasser überhaupt so effizient Köcherfliegenlarven finden und ohne Pause tauchen oder hin- und her fliegen können.

Leider ist dieser Ort sehr schattig und meine Bilder deshalb nicht gerade „erste Sahne“.

Ach ja, da war ja noch das Teichhuhn.